Reise zu den Wurzeln des Barocks

IN PUERTO DE LA CRUZ WIRD EINE EINZIGARTIGE SAMMLUNG BAROCKER STREICHINSTRUMENTE GEZEIGT

 

Professor José Vázquez von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien besitzt eine außerordentlich wertvolle Privatsammlung historischer Musikinstrumente aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Diese besondere Sammlung barocker Instrumente wird derzeit im alten Zollhaus, Casa de la Aduana, in Puerto de la Cruz gezeigt.

 

12.01.2006 – Teneriffa – Zahlreiche Streichinstrumente – Violinen, Violas, Violoncelli, Kontrabässe, Kniegeigen, Liebesgeigen, Armgeigen u.v.m. – sind im Rahmen der einzigartigen und wertvollen Ausstellung zu sehen.

Alle Instrumente wurden so restauriert, dass sie durchaus spielbar sind. Das „Orpheon Consort“ ist ein Ensemble, welches auf die Musik der Renaissance und des Barock auf originalen Instrumenten spezialisiert ist. Unter der Leitung von Prof. José Vázquez gibt das Ensemble Kammerkonzerte mit diesen antiken Instrumenten. Der Eintritt kostet drei Euro.

Zu besichtigen bis 15. Januar von Montag bis Samstag von 10 bis 20 Uhr. Bis 15.    Januar läuft ein Kurs, zu dem sich Interessierte an Alter   Musik anmelden und mehr über das Spielen historischer Streichinstrumente erfahren können. Prof. Vázquez steht auch Gruppen gerne für eine Führung zur Verfügung. Anmeldung bei José Vázquez unter Tel. 600 60 75 15 oder per E-Mail orpheon@orpheon.org

 

Interview mit dem Sammler

 

Das Wochenblatt führte ein Interview mit dem Sammler José Vázquez, der seine Ausstellung nach Teneriffa begleitete.

 

Wie sind Sie dazu gekommen, Sammler historischer Musikinstrumente zu werden?

Diese Leidenschaft begleitet mich seit meiner Kindheit. Ich habe regelmäßig Geigenbauer besucht und viel von ihnen gelernt. Diese Instrumente sind Schätze, klingende Kunstwerke.

Welches ist das wertvollste Stück Ihrer Sammlung?

Die Sammlung zeichnet sich aus durch eine gleichmäßig sehr hohe Qualität aus vielen Unikaten etc. Jedes Museum der Welt würde stolz sein, auch nur eines von diesen Instrumenten zu haben. Einige Beispiele: Viola da gamba bass, Ventura Linarolo, Venedig, 1585 (es sind nur 7 Instrumente dieses Erbauers bekannt, nur eines in einer Privatsammlung (diese); Violine von Nicolò Amati, Cremona, 1669 (der Lehrer von Stradivarius); Viola da gamba bass, Giovanni Paolo Maggini, Brescia, ca. 1600. Es gibt nur zwei davon auf der Welt, daher ist dieses Stück extrem wertvoll! Viola da gamba bass, Joachim Tielke, Hamburg, 1683 (die Stradivarius der Viola da gamba) – reich verziert, ein aristokratisches Instrument. Die fünfsaitige Violine von Joachim Tielke, Hamburg ca. 1700, Löwenkopf, verziert, ist eine von nur neun auf der Welt; Violine von Carlo Testore, Mailand, ca. 1700; auch die Viola da gamba bass, Giovanni Battista Grancino, Mailand, 1697 gilt als  extrem wertvoll; die Viola  d’amore von Jean Baptiste Deshayes Salomon, Paris, 1740, befindet sich in perfektem Originalzustand ebenso wie die Viola d’amore von Johann Christoph Leidolff, Wien, 1750.

Haben Sie die meisten Instrumente auf Auktionen erstanden oder von Privatbesitzern?

Etwa 30% meiner Sammlung stammen aus Privatbesitz, weitere 30% habe ich über Auktionshäuser wie Sothebys, Bonhams, Christies, Dorotheum etc. erworben und die übrigen 40% direkt von Geigenbauern und -händlern.

Gibt es in Ihrer Sammlung auch Leihgaben oder sind alle Instrumente Ihr Eigentum?

Alle Instrumente der Sammlung sind mein Privateigentum.

 

Was macht den Wert historischer Instrumente aus?

Name des Erbauers, Zustand, Rarität.

Wo würden Sie die Bedeutung historischer Instrumente in der heutigen Musikszene ansiedeln?

Es sind Kunstwerke ersten Ranges, von größter Bedeutung für Geigenbauer, Musiker und Publikum zugleich.

Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen einer historischen Geige und einer modernen? Ist es nur das Alter oder auch die Bauweise?

Die Konstruktionsprinzipien des Korpus sind gleich, die Einrichtung jedoch anders (Halsneigung, Steg, Bassbalken). Vor allem die Darmbesaitung historischer Bogen ist von Interesse.

Und was ist eine „Liebesgeige“, wie es beispielsweise auch eine in Ihrer Sammlung zu bewundern gibt?

Die Viola d’amore hat sechs oder sieben Spielsaiten und sechs oder sieben Resonanzsaiten, die mitschwingen. Es gibt fünf dieser Geigen in meiner Sammlung, zwei in perfektem Originalzustand. Der Klang der Liebesgeigen ist silbrig, mysteriös, süß; vielleicht rührt der Name daher. Die Viola d’amore stammt aus dem 17. Jahrhundert, die ersten wurden wahrscheinlich unter dem Einfluss orientalischer Instrumente aus Indien und China, die mit Resonanzsaiten versehen waren, entworfen.

Besteht die Möglichkeit, Ihre Instrumente auch einmal in einem Konzert zu hören?

Gerade dieses ist das besondere Merkmal meiner Sammlung: Alle Instrumente sind restauriert, in spielbarem Zustand gehalten und ausübenden Musikern und Studierenden zur Verfügung gestellt. Es finden immer wieder Aufnahmen und Wettbewerbe statt, durch die schon viele Preise eingespielt wurden! Probespiele, Unterricht und Kurse finden immer ein reges Interesse.

Ist die Ausstellung wohl eher für das Fachpublikum interessant als für den Laien?

Sowohl für Geigenbauer, für ausübende Musiker, als auch für uniniziiertes Publikum und Kinder ist ein Besuch der Ausstellung zu empfehlen. Pädagogisches Material ist vorhanden, Erläuterung in vielen Sprachen.

Wie ist ausgerechnet Puerto de la Cruz zu der Ehre gekommen, dass Ihre Sammlung hier im Rahmen der Europatournee gastiert?

Mein Ensemble „Orpheon Consort“ gastierte letzten April hier auf Teneriffa und in Palma de Mallorca. Die Stadt Puerto de la Cruz feiert ihr 50-jähriges Bestehen und hat anlässlich dieses Jubiläums die Ausstellung organisiert. Die Menschen sind von diesem Kulturgut begeistert, überall, wo es gezeigt wird.

Wird die Ausstellung auch noch in anderen kanarischen Städten zu sehen sein?

Nur in den Konzerten. Wir wollten nach Las Palmas, was aber leider an der Organisation scheiterte.

Sind die Instrumente, wenn sie nicht auf Europatournee sind, auch in einer ständigen Ausstellung zu sehen?

Rund 25% sind zur Zeit an Musiker ausgeliehen. Es wird nach einem festen Verbleib für die Ausstellung gesucht, in einem Museum, einem Institut für Alte Musik oder einer Werkstatt für Restauration historischer Instrumente. Zur Zeit steht Avignon hoch im Kurs. Mit der Fondation Calvet werden wir am 21. Januar verhandeln.

 

 

 

 

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